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Feuchteprobleme im ungedämmten Spitzboden

Oftmals ein vernachlässigtes Bauteil in der Dachkonstruktion.

Ungedaemmter Spitzboden

 

Häufig stellt sich bei einer Dachsanierung von außen die Frage, ob es sinnvoll ist, die Dachfläche im Bereich des nicht ausgebauten Spitzbodens ebenfalls zu dämmen. Ursächlich für die diesbezügliche Unsicherheit, sind immer wieder vorkommende Feuchteschäden in diesem Bereich. In der Regel stellt sich das Schadensbild so dar, dass an den äußeren Grenzschichten wie Unterspannbahnen, Holzweichfaser-Platten oder Holzschalungen Stockflecken entstehen oder sich Schimmel bildet. Im überwiegenden Teil der Fälle ist dies auf warme Raumluft zurückzuführen, die aus dem bewohnten Bereich unterhalb der Geschossdecke in den Bereich des Spitzbodens eindringt und an den kalten Grenzschichten kondensiert.


Wie kommt es zu der Tauwasserproblematik?

Speziell im Bereich der oberen Geschossdeckecke im Bestand ist eine ausreichende Luftdichtheit in der Regel nicht gegeben.


Abb. 1
Luftdichtheit der Decke fraglich

Grafik Lufdichtheit

 

 

 

 

 

Da in diesem Bereich, die für die Luftdichtheit zuständige Putzschicht, häufig Risse und Fehlstellen aufweist, können im Winter große Mengen feuchtwarme Luft durch Konvektion (Luftströmung) ungehindert in den kalten Spitzbodenbereich einströmen. Neben den erwähnten Leckagen sind es häufig unzureichend luftdichte Bodeneinschubtreppen, die als schadensursächlich anzusehen sind. Weitere, den Autoren bekannte Ursachen können auch Belüftungsebenen von Fassadenkonstruktionen, wie zweischalige Mauerwerke bzw. belüftete Vorhangfassaden darstellen. Bei solchen Konstruktionen endet die Belüftungsebene meist direkt in der Dachkonstruktion unterhalb der Unterdeckbahnen. Eine erhöhte Feuchtebelastung entsteht hier durch das Abtrocknen der regennassen Fassade über die belüftete Luftschicht.


Aus diesen Gründen weist die ZVDH-Richtlinie „Merkblatt Wärmeschutz bei Dach und Wand“ unter den Planungshinweisen Punkt 1.3 auf eine ausreichende Belüftung des Spitzbodens hin. Da davon auszugehen ist, dass die hier geforderte Querlüftung über Öffnungen im Firstbereich aufgrund fehlender Thermik nur bei anliegendem Wind stattfindet, scheint es ratsam, eine andere konstruktive Lösung zu wählen. Der Markt bietet für diesen Fall spezielle Unterspannbahn Lüfterelemente. Hier wird der Luftstrom der Pfannenbelüftung durch die Lüftungsgitter über die Unterspannbahn in den Spitzboden umgeleitet.

Wird eine Unterdeck-Platte aus Holzfasern anstelle einer Unterspannbahn als zweite wasserführende Ebene gewählt, müssen auf Höhe des Kehlbalkens Lüftungslöcher gebohrt werden. Somit ist auch die, für eine funktionierende Belüftung, notwendige Thermik vorhanden. Voraussetzung ist jedoch eine Entlüftungsmöglichkeit im Bereich des Firstes. Dort muss die Unterdeckbahn wie in der dargestellten Grafik Abb. 2 ausgeführt werden.

 

Abb. 2
Detail Firstausbildung für Entlüftung

Grafik Entlueftung First

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fraglich ist bei dieser Lösung, ob durch die eingesetzten Elemente eine ausreichende Abführung der vorhanden Feuchte im Spitzboden gewährleistet wird. Speziell in schneereichen Gebieten ist die Entlüftung, durch eine schneebedeckte Dachhaut, mitunter über Wochen eingeschränkt.

 

Einflussfaktoren

Die vorherrschende Meinung bzw. Annahme scheint zu sein, dass anfallende Feuchte per Diffusion gänzlich durch die diffusionsoffene Unterspannbahn nach außen abgeführt wird. Im Winter stellen sich, vor allem in Abhängigkeit von der solaren Einstrahlung der Dachhaut, über den Tageszyklus im Spitzboden stark unterschiedliche Temperaturen ein. Temperatursprünge von 15 K sind nicht unüblich. In der Nacht kühlt die Dachhaut durch die Außentemperatur, vor allem aber durch die nächtliche, langwellige Abstrahlung, auf ein Temperaturniveau unterhalb der Raumtemperatur ab. Die Folge ist ein Tauwasserausfall unter der Unterspannbahn und den angrenzenden Sparren. Diese Tauwassermenge ist entscheidend von der Luftdichtheit der Geschossdecke abhängig, da hier häufig ein zusätzlicher Feuchteeintrag über Konvektion stattfindet. 5 °C kalte Luft kann maximal 6,79 g Wasser pro m³ Luft aufnehmen. Bei einem Spitzboden mit einem Volumen von 32,0 m³ sind das ca. 217 g Wasser.

Bedenkt man, dass durch eine 5 mm breite und 1 m lange Leckage pro Tag mehrere Liter Wasser in den Spitzboden einströmen können, wird schnell klar, dass die Luft innerhalb kürzester Zeit übersättigt ist. Die überschüssige Feuchte kondensiert an den kalten Bauteilen wie Sparren und Unterdeckbahn. Der Umstand, dass der Spitzboden oft als Trockenboden genutzt wird, verstärkt dieses Problem zusätzlich.


Hauptsache gedämmt

Eine gerne  praktizierte Lösung ist der Einbau von Mineralwolle im Spitzboden zwischen den Gefachen bei fehlender, raumseitiger, diffusionshemmender Schicht. Diese gut gemeinte Vorgehensweise kann die Problematik aber noch verschärfen und die Tauwasserbildung in der Konstruktion verstärken. Entscheidend sind hierbei die zwei verschiedenen Temperaturniveaus auf der Innenseite der Unterspannbahn.


Während sich die Oberflächentemperatur der „ungedämmten“ Unterdeckbahn auf einen Mittelwert von Innen und Außentemperatur einstellt, kühlt die Oberfläche auf der Außenseite der Mineralwolle nahezu auf Außentemperatur ab. Das hat zur Folge, dass der Dampfdruckunterschied zwischen Innenraum und dem gedämmten Bereich der Oberfläche der Unterspannbahn größer ist, als der Unterschied im Bereich der nicht gedämmten Unterdeckbahnoberfläche. Da der µ-Wert von Mineralwolle mit dem von Luft (µ=1) gleichzusetzen ist, kann der Diffusionsstrom somit ungehindert stattfinden, was wiederum zu einem Tauwasserausfall zwischen Dämmung und Unterspannbahn führt.


Eine dauerhaft luftdichte und nach den Anforderungen der EnEV und DIN 4108-2 gemäß den Hinweisen aus DIN 4108-7 verlegte, verklebte und an aufgehende Bauteile angeschlossene luftdichte Schicht ist in diesen Fällen unterhalb der Mineralwolle somit zwingend erforderlich. Diese Anforderung führt zu einem weiteren, in der „Sanierung von außen“ häufigen Problem: Der Anschluss der Dampfbremse in  der Dachfläche an die luftdichte Schicht im Bereich der obersten Geschoßdecke stellt den Handwerker nicht selten vor konstruktiv kaum lösbare Probleme.


Selbst wenn, wie im Bestand in der Regel unüblich, eine Dampfbremse vorhanden ist, ist ein fachgerechter Anschluss nur unter hohem Aufwand möglich. ISOVER bietet hierfür eine praktikable Lösung an:
Für einen optimalen Anschluss der Luftdichtebene im Traufbereich wird die Klimamembran mit ein paar einfachen Einschnitten faltenfrei verlegt und kann dann luftdicht an die Traufe angeschlossen werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass alle angrenzenden Bauteile trocken sowie staub- und fettfrei sind. (Abb. 3 - Abb. 14)