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​Umdenken auf Winterbaustellen – Schimmel und Feuchte vermeiden

Umdenken Winterbaustelle

Im Spannungsfeld von Termindruck und Bauschäden: Wie ein Gesamtschaden von ca. 160.000 Euro hätte verhindert werden können.

In den Monaten Oktober bis April kommt es häufig zu Schäden in Dachkonstruktionen infolge von Feuchteanreicherungen oder sogar Tauwasserausfall. Ursache sind in den meisten Fällen Fehler im Bauablauf und die Nichtberücksichtigung von bauphysikalischen Vorgängen, welche sich im Winterhalbjahr nachteilig auf die Baukonstruktionen auswirken. Oft wird der Ursprung dieser Schäden bei modernen Baustoffen gesucht, die versagt haben sollen. Doch dem ist nicht so.

 

Ein Sanierungsbeispiel klärt auf

Der Rohbau des Bauvorhabens begann im Sommer, in den Monaten Juli und August. In den Wintermonaten November und Dezember folgte der Dachstuhl und schließlich die Dämmung des Dachstuhls mit ISOVER Integra ZKF 1-035 in 240 mm. Die luftdichte Schicht wurde mit der feuchtevariablen Dampfbremse ISOVER Vario® XtraSafe hergestellt und augenscheinlich gut vom Verarbeiter abgedichtet.

Augenscheinlich gut abgedichtet:

augenscheinlich gut abgedichtet   augenscheinlich gut abgedichtet 2

 

 

Der Projektplan sah vor, noch vor Weihnachten sowohl Innenputz anzubringen als auch Estrich zu verlegen. Um sich zu vergewissern, dass die feuchtevariable Dampfbremse ISOVER Vario® XtraSafe die dadurch entstehenden Feuchtemengen aus der Konstruktion hält, wurde die ISOVER Anwendungstechnik zurate gezogen. Der Außendienst war binnen eines Tages auf der Baustelle. Beim Vor-Ort-Termin wurden Mängel in der Abdichtung festgestellt und dem Verarbeiter gezeigt, wie solche Leckagen in der luftdichten Schicht zukünftig vermieden werden.

Leckagen in Bereich der Durchdringungen, Abdichtung an Bauschaum:

Leckagen bei DampfbremseLeckagen Bauschaum

 

 

 

Im weiteren Verlauf wurde die Dampfbremse in der Nähe der Leckagen geöffnet und der Feuchtegehalt des Dachsparrens gemessen, welcher bereits bei 36 Prozent lag. Die Leckagestellen wurden fachgerecht geschlossen. Nach detaillierter Aufnahme aller örtlichen Gegebenheiten führte der Anwendungstechniker Feuchtberechnungen für die gesamte ausgeführte Konstruktion durch und konnte dem Verarbeiter und Bauträger bescheinigen, dass nach Abdichtung aller aufgeführten Leckagen, die feuchtevariable Dampfbremse ISOVER Vario® XtraSafe für die Konstruktion geeignet ist.

 

Schlimmes Erwachen: Schimmel und Feuchte

Im Februar des Folgejahres wurde bei Installationsarbeiten die Dampfbremse beschädigt und es kamen schwarze Stellen am Sparren zum Vorschein. Diese wurden von einem Bauchemiker als Schimmel identifiziert. Folglich wurde die gesamte Dämmung und Folie im Dach zurückgebaut und der ganze Feuchteschaden freigelegt: Alle Dachsparren sowie die Schalung wiesen im oberen Bereich Schimmelsporen auf.

Schimmel an Dachsparren und Schalung:

Schimmel an Dachsparren  Schimmel an Dachsparren 2

 

 

 

 

Feuchtemessungen zeigten, dass die Holzfeuchte der Sparren kleiner 10 Prozent war. Im Dezember lagen hier noch 36 Prozent vor. Spekuliert wurde, dass die feuchtevariable Dampfbremse nicht funktioniert und zu viel Feuchtigkeit in die Konstruktion gelassen hatte. Anschließende Laboruntersuchungen der ausgebauten Dampfbremse bestätigten jedoch deren korrekte Funktionsweise.   

 

Woher kommt der Schimmel?

Durch die noch nicht gesetzte Unterkonstruktion zur Lagesicherung der Dampfbremse und des Dämmstoffs beulte der Dämmstoff nach innen. Dadurch entstand zwischen Dämmstoff und Schalung sowie im oberen Bereich der Dachsparren eine Art Kanal, durch den kalte Außenluft strömte und zum Tauwasserausfall an der Schalung und am äußeren Sparren  führte.  Hinzu kamen Feuchtmengen von innen durch offene Kanäle des Ziegelmauerwerks. Zu große Brettbreiten der Durchschalung und einem zu geringen Fugenanteil in der Dachschalung trugen ihr Übriges bei. Die Fehlerursachen lagen folglich nicht bei einem einzelnen Gewerk. Jedes am Bau tätige Gewerk hatte seinen Teil zum Schaden beigetragen. Am Ende der Fehlerkette stand der komplette Abriss von dem mit Schimmel befallenen Dachstuhl. 

Ein Gesamtschaden von ca. 160.000 € brachte alle Parteien an einen Tisch und gemeinsam wurde die Lösung erarbeitet: Der komplette Rohbau musste von Schimmelsporen gereinigt und ein neuer Dachstuhl gerichtet werden. Die Dokumentation aller Arbeitsschritte wurde nun nachgehalten und regelmäßige Holzfeuchtemessungen ausgeführt. Zuvor war hier keiner fachgerechten Sorgfalt im Arbeitsprozess nachgegangen. Wenngleich Holz auf der Rechnung mit einer Einbaufeuchte von 18 Prozent deklariert ist, kann sich die Holzfeuchte bei Lagerung, Transport, Einbau und selbst im eingebauten Zustand durch Baufeuchten mit Feuchtigkeit anreichern. Deshalb ist dringend empfohlen, Holzfeuchten regelmäßig zu messen und zu protokollieren, beginnend mit der Anlieferung durch den Baustoffhandel.

Der Einbau der neuen Dämmung ISOVER Integra ZKF 1-035 ging schnell vonstatten und die Dampfbremse Vario® XtraSafe wurde verlegt, abgedichtet und gesichert. Während des gesamten Bauablaufs fanden an mehreren Stellen regelmäßig Feuchtemessungen statt, um die Holzfeuchten zu kontrollieren und zu dokumentieren.

Messen Holzfeuchte vor Beginn der Dämm- und Dichtarbeiten:

Messen der Holzfeuchte

 

 

 

 

 

Sauber gedämmtes Rohr mit selbst angefertigter Rohrmanschette (nach ISOVER 50 Jahre System Garantie Schulung):

Daemmung inkl Ecken  Gedaemmtes Rohr_ Rohrmanschette

 

 

 

 

Entlastungsschlaufe Wandanschluss:

Entlastungsschlaufe Wandanschluss

 

 

 

 

 

Hinweise zur sicheren Verarbeitung auf Winterbaustellen

Der große Termindruck auf Baustellen fordert ein Umdenken in den Bauabläufen und der Sorgfalt der Ausführung der luftdichten Ebene. Mit diesen Hinweisen lassen sich Bauschäden sicher vermeiden:

  • Planung der Bauabläufe (ggf. Änderung auf Trockenbaustoffe im Winterhalbjahr, zum Beispiel Trockenestrich usw.)
  • Regelmäßiges Lüften, auch tagsüber
  • Kommunikation und gegenseitige, gewerkeübergreifende, Rücksicht 
  • Regelmäßig Holzfeuchten kontrollieren und dokumentieren
  • Tagsüber gedämmte Flächen am Abend mit Dampfbremsfolien abdichten
  • Sorgfalt bei Abdichtungsarbeiten
  • Kontrolle der Luftdichtheit mittels Blower Door Messung

 
Quelle/Fotos: SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG